Abtreibungen
Es hat sich gezeigt, dass Abtreibungen nicht nur eine Sache der Eltern ist und dass es die Kinder nicht unmittelbar betrifft. Es hat auch eine Wirkung auf die anderen Kinder.
So haben diese Kinder, bewusst oder unbewusst, große Angst vor ihrer Mutter. Mütter erleben eine große Macht, die Macht über Leben und Tod. Sie geben den Kindern das Leben, nähren und beschützen sie. Sie stehen ganz im Dienste des Lebens. Frauen erleben das als eine große Kraft und Macht.
Das verführt sie manchmal dazu, dass sie meinen, sie hätten auch Macht über den Tod. Dass sie also nicht nur im Dienste des Lebens stehen, sondern sich verhalten können, als hätten sie Macht über Leben und Tod. Das zeigt sich vor allem in der Abtreibung.
Natürlich sind die Väter ebenso mit hineingezogen, jedoch nicht auf die gleiche Weise wie die Frauen. Das führt dazu, dass nicht nur die Kinder, sondern auch die Männer oft Angst haben vor den Frauen mit weittragenden Folgen.
Jetzt zurück zur Abtreibung. Ich hatte gedacht, man könnte die Abtreibung nicht auf die gleiche Stufe stellen wie einen Mord. Dass sie also auch nicht die gleichen Folgen hat wie ein Mord. Es hat sich aber gezeigt, dass eine Abtreibung ähnliche Folgen hat wie ein Mord. Daher ist das Erste, dass die Frau und natürlich der Mann, wenn er auch für die Abtreibung war, zugestehen müssen, dass sie das Kind ermordet haben. Das scheint sehr hart. Ich habe aber gesehen, wenn in einer Aufstellung dem abgetriebenen Kind von der Mutter gesagt wird: „Ich habe dich ermordet“, dass es plötzlich allen besser geht. Es wird nichts mehr beschönigt. Erst wenn das anerkannt wird und auch in der Seele gefühlt wird, gibt es eine Lösung, eine gewisse Lösung.
Die erste Folge der Abtreibung ist, dass die Beziehung zum Mann in der Regel vorbei ist. Sie ist nicht mehr die gleiche wie vorher. Mit dem Kind wird auch der Mann abgetrieben. Wenn beide zustimmen, treiben sie mit dem Kind ihre Beziehung ab.
Dann ist das Bedürfnis nach Ausgleich wirksam. Die Frau vor allem, aber sehr oft der Mann, sühnen für die Abtreibung mit dem Tod. Sie haben die Vorstellung, dass sie sterben sollten, nicht dass sie das immer machen. Deswegen zieht es die Mutter zu den abgetriebenen Kindern. Wen sie sich dagegen wehrt, macht es für sie ein Kind. Dann zieht es ein Kind in den Tod.
Da ist noch etwas mit der Abtreibung verbunden. Mit der Abtreibung verlieren die Frau und auch der Mann etwas von ihrer Seele. Und die Frau verliert etwas von ihrem Körper, wie wenn ein Glied amputiert wird. Sie sucht nun nach ihrer verlorenen Seele und nach dem verlorenen Teil ihres Körpers. Drum zieht es sie auch zu den Kindern in den Tod.
Dafür gibt es innerhalb des Familienstellens keine Lösung. Wir sehen das und können nur sagen: „So ist es.“
Jetzt gibt es aber auch noch etwas über das Familien-Stellen hinaus, eine andere Ebene. Kann jemand einen anderen Menschen wirklich umbringen? Haben wir wirklich Macht über das Leben eines anderen Menschen? Hat die Mutter wirklich Macht über das Leben ihrer Kinder? Sind sie damit sozusagen aus der Welt geschafft? Sind sie weg?
Nichts kann weg sein. Über Leben und Tod bestimmt eine größere Macht. In dieser Macht sind die Kinder aufgehoben, auch die abgetriebenen Kinder. Sie sind noch da.
Jetzt kann die Frau diese Kinder dieser größeren Macht anvertrauen.